TOUR DU MONT BLANC (TMB) Dieser beliebte Alpenfernwanderweg führt ums gigantische Mt Blanc Massiv herum. In der Regel wird die Dreiländertour entgegen dem Uhrzeigersinn in 10-12 Tagen bewältigt. Die rund 170 Kilometer und 10'000 Höhenmeter (je nach Varianten) führen durch Frankreich, die Schweiz und Italien. Der auf Höhen zwischen rund 1000-2700 müM liegende Weg bietet jeden Tag von Neuem atemberaubende Blicke ins vergletscherte Mt Blanc Massiv. Ausserhalb der Monate Juli bis September muss man mit Schnee rechnen. Die gesamte Originalstrecke ist recht gut ausgeschildert (gelbe Wegweiser mit dem grünen Signet des TMB), die Varianten allerdings nicht.
Über praktisch dieselbe Strecke wird auch der Ultra Trail du Mont Blanc (Trailrunning-Wettkampf) ausgetragen, 2013 umrundete der schnellste Läufer den berühmten weissen Berg dabei in unvorstellbaren 20h 34min! 30% des Startfeldes gibt unterwegs auf.
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So sieht die TMB-Ausschilderung aus (grünes quadratisches TMB-Logo)! Bei diesem Schild in Les Houches haben wir unsere Umrundung des Mt Blanc Massiv gestartet. |
SECHS FERIENTAGE Dass noch ein Plan für unsere 6 Ferientage fehlt, wurde uns erst mittags des letzten Arbeitstages bewusst. Klar war einzig, dass wir raus in die Natur wollen - wie in all unseren Ferien und an der Mehrzahl unserer freien Tagen. Bei wenig Planungszeit bietet sich Wandern stets bestens an...dabei denken wir jedoch nicht an einen "langweiligen Altersheimausflug". Man kann ja seine Füsse durchaus mit bisschen mehr Speed den Berg hochbewegen und hochalpine Varianten in die Tour einbauen. Die Idee der Umrundung des Mt Blanc Massivs kam wie gelegen - sie wird unsere Ferien schön ausfüllen.
Punkt 14:20 Uhr des ersten Ferientages starteten wir in Les Houches (Nachbarort von Chamonix) unsere 5-tägige Rundwanderung. Geplant war zu diesem Zeitpunkt fast nichts, in der Hosentasche hatten wir aber eine Wanderkarte, die Telefonnummern der zahlreichen Berghütten entlang der Route und ein Papierfötzel mit den Durchgangszeiten der UTMB*-Läufer (*Ultra Trail du Mont Blanc). Die erste Hüttenübernachtung haben wir auf dem Col de Voza, dem allerersten Pass unserer Mehrtageswanderung, gebucht.
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Tag2: Aufstieg vom Chalet Refuge Nant Borrant in Richtung Col des Fours, nach dem Verlassen der Hütte wird die Umgebung laufend alpiner! |
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Tag2: Aufstieg vom Chalet Refuge Nant Borrant in Richtung Col des Fours, erstmals sieht man in die italienischen Bergketten! |
6-7 KILOGRAMM AM RÜCKEN Wandern benötigt nicht nur weniger Planung als Alpinismus, meist bedeutet es auch weniger Materialschlepperei. Wir wollten möglichst leicht aber trotzdem gut ausgerüstet für alle denkbaren Wetter- und sonstigen Situationen wandern. Mit salzigem Proviant für 1 Tag, süssen Riegeln für die ganze Tour und pro Person 1.3Liter wogen unsere Rucksäcke je 6.5 Kilogramm. Während den fünf Wandertagen hat sich dieses Gewicht bewährt, es fühlte sich auch am Ende langer Tagesetappen nicht schwer an. Wer relevante Laufabschnitte zwischen Gehabschnitten plant, müsste das Rucksackgewicht jedoch noch deutlich reduzieren. Dies hätte aber unter anderem zur Folge, dass "Panorama-Bestaun-Pausen" auf den kalten windigen Höhepunkten der Rundtour nicht mehr möglich wären, weil die wärmende Primaloftjacke zu Hause läge :-(.
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Tag2: Col de la Four: Manu auf dem einzigen zu querenden Schneefeld der gesamten Tour! |
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Tag2: Picnic-Time :-) |
CHASSIS & MOTOR Es war nicht vorauszusehen wie unsere Füsse und Oberschenkelmuskulatur die Kilometer und Höhenmeter verdauen werden. Nach über zwei Monaten fast ausschliesslich nur Biketouren (wegen Fussproblemen..) wollten wir die Sache langsam angehen. Dass die Abstiegshöhenmeter und nicht etwa der Aufstieg der Killer von "Chassis" (insbesondere Fussballen, Klein- und Grosszehe) und "Motor" (Muskulatur) sind, wurde uns unterwegs einmal mehr deutlichst bewusst. Relevante Probleme hielten wir mit folgender Strategie erfolgreich ab: 1. Bereits bei diskretester Ankündigung eines Wehwehchens sofort Handeln (zb hyperäme Stellen an den Fersen sofort abtapen), 2. Schuhe voll aufschnüren beim Aufwärts- und Flachgehen, 3. Bei jeder noch so kurzen Pause Füsse auspacken und Socken in die Sonne resp den Wind hängen, 4. Zehennagelwall täglich mit desinfizierender Wundcreme einschmieren, 5. Abwärts "Altersheimtempo" (zeitlich kompensiert mit zügigem Aufwärtstempo).
Wir konnten unser Wandertempo während den ganzen fünf Tagen nicht nur halten, sondern in den letzten zwei Tagen noch einen Zacken zulegen. Jetzt, nach diesen Ferien, wissen wir in etwa, was bezüglich Tagesetappen und Tempo für spätere Mehrtagesprojekte drinliegt.
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Mit jedem Tag wurden die Füsse bisschen weisser, hier der Endzustand nach 5 Tagen ;-) |
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Tag2: Blick vom Col de la Seigne hinab in den Abstieg, welcher zum Rifugio Elisabetta führt. |
ÜBLE HÜTTENFINKEN & KALTE BACHBÄDER Die Tour du Mt Blanc ist durchaus als Biwaktour geeignet (cave grossflächiges Biwakverbot in IT), doch die unterwegs angetroffenen Biwakierer liessen sich an einer Hand abzählen. Vermutlich wird vor allem in den wärmeren Monaten Juli & August mit Zelt losgezogen. Wir sind zwar biwakerprobt in allen Höhen- und Wetterlagen, doch dieses Mal wollten wir ohne die Zusatzkilos im Rucksack losziehen. Die Hütten haben wir allermeist erst am Nachmittag vor dem "Einchecken" gebucht, irgendwo auf der Route fanden wir immer bisschen Mobiltelefonempfang. Häufig waren für dieselbe Nacht mehrere Hütten möglich, das kurzfristige Buchen erlaubte uns, die Tagesetappen spontan zu verlängern oder abzukürzen.
Dank Halbpension mussten wir nur das Mittagessen mittragen (an 2 Tagen haben wir Abends unterwegs gegessen, da wir bis in den Abend gewandert sind). Eingekauft haben wir in Les Contamines (7/7 Tage geöffneter Supermarkt direkt an der TMB-Strecke), Courmayeur (Achtung Läden geschlossen von 13-14:30 Uhr), Champex Les Lac (kleiner Supermarkt und Boulangerie am See) und Argentière (Supermarkt mit allem was das Herz begehrt).
Wenn immer sich ein Bachbecken anbot, bevorzugten wir einen Sprung ins kalte Nass den durchgehend dreckigen Duschen in den Hütten. Bei der nächsten Hüttentour würden wir Fliflops oder alte Socken mittragen, die mikrobiologische Kultur der obligaten Hüttenfinken möchte ich nicht sehen müssen!
Wir wären zu zweit gut durchgekommen mit einer 1.5Liter Wasserflasche. Als Regel kann man sich merken, dass es in Nordhängen mehr Wassernachfüll-Gelegenheiten gibt (unzählige Bäche, praktisch vor jeder Hütte einen Brunnen), als man brauchen kann, südseitig sind Wassernachfüllgelegenheiten jedoch äusserst rar gesät (wenige Brünnen). Zweifelhaftes Wasser haben wir mit Entkeimungstabletten "dekontaminiert".
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Tag2: Das Rifugio Elisabetta liegt in traumhafter gletschernaher Umgebung! |
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Tag2: der weniger tramhafte Schlafsaal des Rifugio Elisabetta... |
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Tag3: den ganzen Nachmittag lang kann man die Südseite des Mt Blanc Massivs bestaunen, das Feldstechern in die Peuterey Integrale hat uns immer wieder zum Anhalten verlockt! |
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Tag3: Die zweite Hälfte des dritten Tages war am "wasserärmsten" (längers keine Bäche oder Brünnen) und im Aufstieg liess und die Sonne den Schweiss in Strömen runterlaufen! |
5 TAGE LANG EINZIG 1 ZIEL Fünf Tage lang nur das Ziel "Endpunkt Les Houches" im Kopf, waren Motivationskrisen weit weg. Ab dem dritten Wandertag empfand mein Körper nicht mehr Sitzen sondern eher Gehen als Normalzustand, die Füsse hoben sich schon fast wie von selber. Die ToDo-Liste von Zuhause war von hier aus nicht zu regeln, also musste mein Hirn auch gar nie daran denken - Entspannung pur! Nach den fünf Wandertagen Zuhause angekommen, war ich keinesfalls bewegungs- und outdoorgesättigt, sondern wäre am liebsten weitergelaufen. Einzig auf das saubere WC und die eigenen Finken Zuhause habe ich mich gefreut ;-). Und natürlich geniesse ich die fehlende nächtliche Geräuschkulisse (!!! Es sollte eine Schnarchbusse in Berghütten eingeführt werden !!!).
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Tag4: Abstieg vom Rifugio Bonatti auf den Talboden |
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Tag5: Blick frühmorgens vom Relais d'Arpette gegen das Fenêtre d'Arpette |
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Tag5: Blick in die wunderschöne Gletscherwelt vom Fenêtre d'Arpette aus |
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Tag5: Gletscherbach unterhalb des Fenêtre d'Arpette...ja, es war etwas kalt ;-) |
INFOS ZUR TOUR
Unsere Tagesetappen (Variante =Abweichung von TMB-Originalroute)
Nach 5 Wandertagen (genauer: 4 Tage und 2 Halbtage, dh 5x24h), guten 160 Kilometern und beinahe 10'000 Höhenmetern erreichten wir unseren Startpunkt Les Houches wieder, die Umrundung des Mt Blanc Massives war damit fertig :-). Folgend unsere Tagesetappen:
Tag1 (Halbtag, Start 14:20 Uhr):
- Les Houches - Col de Voza - Les Contamines - Chalet Refuge Nant Borrant
- 25 Km, 1300 Hm Aufstieg, 850 Hm Abstieg
Tag2:
- Chalet Refuge Nant Borrant - Col des Fours (Variante) - Col de la Seigne - Rifugio Elisabetta
- 26 Km, 2000 Hm Aufstieg, 1460 Hm Abstieg
Tag3:
- Rifugio Elisabetta - Col Chécroui - Courmayeur - Rifugio Bonatti
- 29 Km, 1590 Hm Aufstieg, 1540 Hm Abstieg
Tag4:
- Rifugio Bonatti - Grand Col Ferret - La Fouly - Issert - Champex - Relais d'Arpette (Variante)
- 37 Km, 1640 Hm Aufstieg, 2010 Hm Abstieg
Tag5:
- Relais d'Arpette (Variante) - Fenêtre d'Arpette (Variante) - Les Grands (Variante) - Col de Balme -
La Tour (Variante) - Argentière (Variante) - Refuge de la Flégère
- 28 Km, 2460 Hm Aufstieg, 2200 Hm Abstieg
Tag6 (Halbtag, Ende 14:20 Uhr):
- Refuge de la Flégère - Le Brévent - Les Houches
- 18 Km, 810 Hm Aufstieg, 1640 Hm Abstieg
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Gesamter Streckenverlauf der TMB: Nebst den kennzeichneten Hütten gibt es weitere, welche man je nach Startort & Tagesetappe wählen kann! |
Hütten: Infos & subjektive Beurteilung (jeweils Massenlager)
Chalet Refuge de Nant Borrant (FR) **: gemütliche Hütte mit kaum Aussicht (im Wald); 8er- Schlafsaal mit Duvets, viel Platz und Lavabo; Dusche warm; Frühstück mässig (Weissbrot, Konfi, Ovo), Nachtessenszeit flexibel (wärmen auf); Crocs
Rifugio Elisabetta (IT) *: sehr alte Hütte in Gletschernähe, schöne Aussicht, ca 25er-Schlafsaal (3-stöckig, sehr eng, ungemütlich, Decken); Dusche (ungetestet); Nachtessen durchschnittlich (bei voller Hütte in 2 Gruppen: 19:15 und 20:15), Frühstuck gut (dunkles Brot, Konfi, Nutella, Ovo, Kaffe); ca 5 Steckdosen im Esssaal; Crocs
Rifugio Bonatti (IT) ***: neue schöne Hütte mit Bombenaussicht & grosser gemütlicher Terasse; ca 12-er Schlafsaal mit Duvet und genug Platz, gemütlich; Nachtessen schon fast schon gourmetmässig (in Qualität und leider auch Quantität, weil die anderen am Tisch wie Fliegen assen ist unklar ob man Nachschub bekommt), Frühstück gut (helles Brot, Konfi, Müesli, Ovo, O-Saft, Kaffe); Dusche mit Jeton (kurze Laufzeit); 1 Steckdose im Massenlager gesehen (hat vermutlich weitere in der Hütte); alte Hüttenfinken
Relais d'Arpette (CH) **: gemütliche Hütte mit Superaussicht gegen das Fenêtre d'Arpette; 4er-Schlafsaal mit Decken; Dusche mässig warm; Hüttenfinken zum Kotz**; Nachtessen sehr gut (in Qualität und Quantität, inkl Salat & Dessert), Frühstück mässig (Cornflakes, Joghurt, Ovo, Weissbrot, Konfi)
Refuge de la Flégère (FR) **: gemütliche Hütte in den Aiguilles Rouges mit Bombenaussicht auf den Mt Blanc; ca 30er-Schlafsaal mit Decken und viel Platz, nicht ungemütlich; Dusche warm; Hüttenfinken zum Kotz**; Frühstück gut (dunkle Cornflakes, Ovo, O-Saft, Kaffemaschine, dunkles Brot, Konfi)
Weitere Infos zur Tour (zB GPS-Tracks, Packliste) auf Anfrage.
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Tag5: Col de Balme...wieder auf der Nordseite des Mt Blanc Massivs ist bereits Chamonix in Sicht! |
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Tag6: Traverse in den Aiguilles Rouges...nur wenige Stunden trennen uns noch vom Start- und Zielort Les Houches :-)! |