Ein Rennen der Superlative, ein Spektakel der Superlative, eine
Route der Superlative, italienische Rennstimmung der Superlative, eine Motivation
der Superlative, ein Leiden der Superlative, ein Aufwand der Superlative, eine
Ungewissheit der Superlative – recht viel war einfach recht krass und so bin
ich am Morgen nach dem Rennen immer noch im Rennnfieber J.
Ursprünglich war es die aussergewöhnliche Routenführung, die
mich am Mezzalama packte. Vom Tal auf einen 4000er zu rennen, diesen über einen
langen spektakulären Schneegrat zu überschreiten und so lange über 3800 m.ü.M.
Vollgas zu geben, das ist halt einfach nicht alltäglich.
So viel Aufwand habe ich beim besten Willen noch nie nie nie
für ein Rennen betrieben! Angefangen bei der Teamsuche – wer macht schon mit
mir mit - als wir anmelden mussten,
hatte ich grad einmal drei Skitourenrennen bestritten in letzter Saison, dies mit recht schwerem Material und somit auch kaum
Zeiten aufzuweisen, die ein erfolgreiches Mezzalama hätten erahnen lassen
können. Zum Glück hat mir Christa ihr Vertrauen geschenkt und Selina war auch
voll motiviert die Sache anzupacken! Zweite Überraschung war, dass wir
tatsächlich einen raren Startplatz erhielten, obwohl wir ja insgesamt wenig im
verlangten Renncurriculum zu bieten hatten. Dann kam das Materialtuning. Hier
ein Gramm, da ein Gramm und nun bin ich überglücklich dafür investiert zu
haben. Nicht nur am Mezzalama hilft Leichtgewicht, es wertet auch fast jede
andere Tour auf, wenn ich mit meiner Kraft weite Touren laufen kann oder
kürzere etwas leichter fallen J.
Zuerst hatte ich bezüglich Leichtgewicht Bedenken. Wenn aber Spitzenathleten
mit einem absoluten Leichtgewichtski über schwierigen Schnee rasen können und
sie in einem so leichten Schuh diese Leistungen erbringen, warum sollte ich
zweifeln? Und so ist es nun: Ich habe nur sehr wenige gebrochene Skis gesehen,
ich kann damit tiptop fahren, der Schuh ist super bequem und Stabilität habe
ich auch darin. Medical Cerficat und 20m Seil, weitere Extrawürste erfüllten
wir für die Mezzalamaorganisatoren.
Nach Teamsuche und Materialtuning war das Wetter unsere
nächste Herausforderung. Zwar war ich mir bewusst, dass das Rennen auf Sonntag
verschoben werden kann, aber eine ganze Woche…davon hatte ich wirklich noch nie
gehört! Da startete eine Woche voller Ungewissheit: An welchem Tag würde das Wetter
einen Start erlauben? Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag oder in zwei
Wochen? Wer von welchen Teams konnte sich dies inkl. langer Anreise einrichten,
welche Arbeitgeber erlauben so kurzfristig einen freien Tag? Ein Krimi. Schlussendlich
wurden aus drei Teams zwei, die Anreise super knapp, 1 Teilnehmer an der Startnummerausgabe und 5 Teilnehmer erst nach Mitternacht im Hotel, hinliegen für ein bis
zwei Stunden Schlaf, im Italiensichen Nobelhotel in Cervinia ein
Rennmorgenessen suchen – die haben noch nie etwas von Sportlehrernährung gehört
– wie gesagt eben einfach ein Krimi.
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Dt1O9q1gVbU
Nach 20 m war die Skipiste so steil, dass viele stürzten und andere mitrissen, runterrutschten, schrien, Partner suchten. Unsere pinkigen Pomoca Felle hafteten perfekt (Fäbu hat sie super aggressiv geschliffen :) ) und wir liefen Slalom um die zappelnden Skitourenrennläuferhäufchen, die sich aufrappelten, wieder rutschten, Stock in zwei Teile brachen und versuchten im Tännlischritt wieder Halt zu finden. Zuschauer schrien daidaidai, Teilnehmer pfiffen, um ihre Partner zu finden und riefen immer und immer wieder deren Namen. Für alle, die vom Chaos nicht betroffen waren wahnsinnig spannend zuzuschauen. ;)
Zeitstress - in zweieinhalb Stunden 1800 hm zur ersten Zeitlimite
Bald einmal stellte sich heraus, dass ein Teammitglied nicht
den Hochformstart erwischt hatte und so begannen wir nach einer Stunde mit der Schwanzschnur zu arbeiten. Ich wusste, dass wir niemals 720 hm pro Stunde laufen würden,
wenn ich den Puls so tief hatte. Und so schafften wir es genau zur Zeitlimite
der Männer einzutreffen, hätten zwar bei den Damen noch 15 Minuten länger haben
dürfen, aber ich hielt es für sehr unwahrscheinlich die zweite Zeitlimite zu
erreichen, wenn die erste schon so knapp gewesen wäre. Super Überraschung auf dem Breithornpass, da verpflegten uns Senggihängler mit Tee, Banane und guten Zusprüchen - wow, vielen Dank! Das hatte ich wirklich nicht erwartet!!!
In wenigen Sekunden anseilen, der 8chter ist schon vorbereitet im Rucksack. Mit Karabiner einhängen ist nicht erlaubt.
Am Seil schnell gerade fahren war nicht für alle Teams einfach :)
am Fuss des Pollux vorbei
Eine Stunde Abstieg und da wussten wir, dass wir die zweite Zeitlimite mit 6 Minuten Reserve auch geschafft hatten. Aber wie auf der Karte zu sehen ist, lag noch eine rechte Strecke vor uns. Genauer gesagt war es ungefähr die zeitliche Mitte unserer Totalzeit. Die Höhe machte uns allen langsam wirklich zu schaffen. Es galt eine weite, flache Strecke zu bewältigen und dann noch auf die Naso del Lyskamm hoch, lächerliche 600 hm die sich anfühlten, als müsste ich einen 50 kg Rucksack hochschleppen! Wenn ich wirklich konditionelle Probleme habe, zähle ich immer Schritte. Ich überlege mir, wie viele Schritte es sein könnten bis zu einen bestimmten Punkt und beginne zu zählen. Christa wollte mir nicht erlauben, immer nach 40 Schritten 20 Sekunden Pause zu machen, und Recht hatte sie. Wir wären nie oben angekommen, ich zählte weit über 1000 Schritte! Wenn ein nächstes Mal Mezzalama, dann nur mit Höhenanpassung, habe ich mir hinter die Ohren geschrieben :)
...wir haben es geschafft!!!!! :):):)
(Weil ich leider leider wirklich keine Zeit hatte zu fotografieren, sind alle Bilder von der Mezzalama Facebook Seite, mit Ausnahme des Zieleinlaufs.)