Sonntag, 21. Oktober 2012

Lobhörner vor Eigernordwand-Kulisse

 
Beide entkamen wir Samstag Morgen der gemütlichen Bettdecke kaum, Michaela nach einer arbeitsreichen Woche in Büro und Kletterhalle, ich nach sechs Nachtschichten am Laufmeter im Spital. Doch wettertechnisch vielversprechend war das anstehende Weekend, so lockten uns die Lobhörner, eine kleine Gesteinserhebung mit fünf "Zipfeln", plaziert vor grosser Kulisse aus Eigernordwand, Mönch und Jungfrau.

Samstags-Vormittags Eile und gähnende leere im Vorratsschrank: nebst einem grossen Stück Käse fand ich einzig noch eine Handvoll Gels (Flüssignahrung in Tuben), welche ich mir ruckzuck in die Hosentaschen stopfte. "Haben Sie sooviel Zahnpaste dabei?", fragte mich ein älterer Herr stutzig, als ich die Geltuben im Zug feinsäuberlich von meinen Hosentaschen ins Rucksackdeckelfach hineinbigelte.
Die Sonne stand noch hoch am Himmel, hatten wir bereits unser Biwak auf einem Grasgrätchen nahe am Wandfuss der Lobhörner bezogen. Auf rund 2500müM genossen wir im T-Shirt bei gefühlten 20°C die letzten Sonnenstrahlen...und das soll Ende Oktober sein :-)?
Nach einer Biwaknacht mit unzähligen Sternschnuppen meldete mein Wecker Tagwach: diesen im Schlafsack zwischen lauter losen Kleidungstücken, Stirnlampe und Trinkflasche zu finden war jedoch längst nicht die "Schlüsselstelle" dieses wunderschönen morgens - nein, Michaela noch vor den ersten wärmenden Sonnenstrahlen aus ihrer warmen Tüte rauszulocken, war einen kurzen Moment lang schwieriger :-D! Doch beim Anblick des feuerspuckenden Eigers besann auch sie sich auf ihr heutiges Vorhaben, die Überschreitung der Lobhörner, und stand zeitig parat für unsere Unternehmung.
Weil ihr die Zipfelchen-Anzahl im Rahmen der normalen Überschreitung zu mickrig schien, verstieg sich Michaela noch halbgewollt in vollständig selbst abzusicherndes Gelände im 4.Grad und führte uns so souverän aufs allererste Zipfelchen der Lobhörner :-). Genauso souverän ging es auch weiter, durch rund die Hälfte aller Seillängen mit gleichzeitigem Gehen am halblangen Seil, so sassen wir bereits 3h nach Kletterbeginn zufrieden auf dem Gipfel und schoben uns die übriggebliebenen Brösmeli unseres Proviants zwischen die Zähne.

Blick in die Nordflanken des Dreigestirns

Lobhörner in der Abendsonne

unser Biwakplatz :-)


Morgenstimmung: der Eiger spuckt Feuer ;-)

Zmorge im "bett"

Lobhörner Überschreitung: mehrere SL sind wir am halblangen Seil gegangen







Ds Läbe fägt, emu hie grad :-)

Abseilstelle am Hauptgipfel