Donnerstag, 18. Juli 2013

Juli-Skifahren

Erster Tag der unterrichtsfreien Zeit :) Auch wir freuen uns über das herrliche heisse Sommerwetter - grad richtig, um im rückenfreien Top zu der Mantovahütte zu fellen. Ein paar Viertausender sind angesagt.
 
 Leider nur ein kurzer Spaziergang.
 
 Aussicht auf die Lieskamnase. Irgendwie habe ich die vielen Spalten am Mezzalama gar nicht gesehen. War wohl zu müde auf diesem Teil der Rennstrecke :)
 
 Nicht gerechnet hatten wir damit, dass die letzte Bahn schon um 16:00 fuhr. So blieben uns knappe 10 Minuten, um aus dem vollgepackten Auto die richtigen Utensilien in den Rucksack zu laden, Flipflop gegen Skischuhe umtauschen und schwitzend zur Bahn zu rennen. Ein Wunder hatten wir fast nichts vergessen - fast weil die Energy Gels im Auto geblieben waren. In der Hütte kauften wir dann die teuerste Schockolade ever - ganze 16 Euro für die paar Kalorien. Während Oli seine Ration brav ass, reichte mir während den acht Stunden ein KitKat und der kleine Riegel - ist ja schliesslich eine Skitour, keine Fresstour :) Zum Klumpen geschmolzen, diente mir dann das weisse Rittersport zwei Tage später als Morgenessen.
 
 Unser nächstes Ziel - der Mont Blanc. Ob diese Tour als Höhenanpassung reichen wird?
 
 Oli will immer so früh zu Bett in diesen Hütten. Wäre doch der Aussicht wegen schade gewesen...
 
 Da hat es eine Horde Fussgänger zu überholen gegeben. Uff, die Armen müssen dann auch wieder zu Fuss runter.
 
 Erster Viertausender, die Zumsteinspitze. Im Hintergrund auf der Signalkuppe - auf dem Gipfel des nächsten Viertausenders - die Margaritahütte. Irgendwann möchte ich darin übernachten auf Viereinhalbtausend. Irgendwie schon speziell.

Fürs erste hat aber gereicht, dort einen Tee zu trinken. 

Kantentest unterhalb der Margaritahütte - der Rennski hat seine Dienste gut getan!
 
Dritter Viertausender  - Parrotspitze
 
Der vierte Viertausender war dann noch die Ludwighöhe. Da hat mich Oli am Schnürchen hochgezogen. Es war nicht mein bester Tag. Die Anstrengungen der Arbeit waren noch nicht verdaut. Trotzdem schön da zu sein - speziell wenn man hochgezogen wird. :) 
 
Eine paar Stunden Auto fahren und schon waren wir im Disneyland des Bergsteigens. Disneyland, weil es im Mont Blanc Gebiet so viele Spitzchen gibt. Genau so würde man doch eine Traumbergwelt in einem Trickfilm zeichnen!
 Die ersten Stunden in Richtung Mont Blanc waren komplett in der Nacht. 2 Uhr zeigte die Uhr zum Start. So ist dies das erste Foto, auf dem nicht nur schwarz zu sehen ist. Im Hintergrund der berüchtigte Mont Maudit. Zum Glück bei uns schön festgefroren und bestimmt keine Lawinengefahr.
 



Bei Sonnenaufgang stiegen wir die letzten Meter zum Gipfel auf - super Wanderung! Die Felle hätten wir zu Hause lassen können. Die Spur war gut mit Steigeisen begehbar und dank dem leichten, bequemen Dynafit Rennschuh waren wir zügig unterwegs.
 
 Und dann Skifahren :):):) am 7. Juli! 2200 Höhenmeter perfekte Skipiste!
 
 Weil wir die Abfahrtsbedingungen für Mont Blanc Nord nicht kannten, entschieden wir uns für eine weniger steile Variante, die uns von Kennern vorgeschlagen wurde. Weil es aber doch schon Juli war, hatte es eine Querspalte, die wir nicht sahen bis wir 5 Meter davor standen. Von weiter oben her sah das Gelände super aus. Wir merken uns, dass man eben nicht alles sehen kann, wenn das Gelände wechselt von flach zu steil und noch steiler. Mit einem eleganten Sprung war das Problem aber gut gelöst. Die DYNA Rennskikanten hielten sogar nach dem Sprung auf sehr hartem Schnee gut! Ich war schon gefasst auf ein Runterrutschen auf dem Hosenboden, falls diese nicht halten würden. Der Ski hat einen Test mehr bestanden :)

 Nächstes Mal nehmen wir Mont Blanc Nord, jetzt wo wir das so gesehen haben. :)

 Einzige Schwierigkeit war dann, den Gletscher zu traversieren, den man bei meiner Skispitze sieht. Zum Glück waren wir aber mit Ski und um 8 Uhr morgens unterwegs. Der Schnee war noch hart. Ein paar nötige Schritte mit Steigeisen waren heikler, als mit besser verteiltem Druck mit den Skiern darüber zu flitzen.

 Und weil es so viel besser ist mit Ski (schneller unten, v.a. bei Kopfschmerzen, geringere Spaltensturzgefahr, viel spassiger und nur etwa 2kg schwerer als mit Bergschuhen) als zu Fuss, freue ich mich bereits wieder auf den Winter. :)


 Wie eben schon gesagt, Disneyland :)
 
 Wenn die Beine müde sind, dann kann man ja noch ein bisschen Klettern.
 
 Vorheriges Foto ist von diesem Spitzchen :)
 
 Die Spitzchen haben es mir angetan :)
 
 Oli hat auch Spass!
 
Von hier aus sieht man unsere Abfahrtsvariante vom Mont Blanc runter.
 

 Oli hat gesagt, da kannst du nicht runter -  war wohl eine Provokation - hat es dann doch geschafft.
 
 Während mich Oli sichert, grast der Steinbock neben Oli. Ich wusste nie so recht, ob Oli nun mich sichert oder auf den Steinbock schaut...
 
 Gross und klein vor dem Mont Blanc.
 
 Nochmal unsere Querung vor ein paar Tagen. Etwa so mitten durchs Bild sind wir durch.
 
 Eine ausserordentlich schöne Rekognoszierwanderung für kommende Abenteuer :)
 


Dann wieder klettern- im Salbit - weil die Skis ja jetzt im Keller sind. Merci Michaela fürs Vorsteigen der Incredibile mit diesen krassen Hakenabständen!

 Von links nach rechts Salbit Südgrat, Olis und mein Ziel an diesem Tag.

 Tiptop abgesichert und alle Haken am Stand schön verbunden. :)
 
 Gemütlichster aller Stände
 
 Wer findet mich auf dieser Platte?
 

 Zweite Platte. Wer findet mich da?

 Da hätte Oli biwakieren wollen. Hmm, schön zwar schon, aber immer diese Sommergewitter...
 
 So gehe ich über jeden Grat -  Steff'sche Technik :)
 

 Wie so manches Mal, am Ende einer fast jeden Tour gibt es nichts Schöneres als ein Powernap.

Eben ja, Skis wären auch hier wieder praktisch...
 
Heute ein Gewitter, endlich Erholungszeit. Morgen geht es weiter :)


Mittwoch, 17. Juli 2013

Breithorn Nordwand (Triftjigrat)

Am Samstag stand alles unter schlechten Vorzeichen. Die Gandegghütte hatte keinen einzige Schlafmatratze mehr frei, ok dann biwaken wir halt wiedermal - ein Biwak verleiht der Tour ja schliesslich immer einen besonderen Touch, je kälter und windiger, desto unvergesslicher das Abenteuer.
Beim Bahnhof Visp stiess Kathas Seilpartner, Adrian, zu uns - wegen rauchproduzierendem Motor auf dem Grimselpass allerdings später als geplant. Dank einem mittellangen Sprint mit schwerem Bergmaterial durch ganz Zermatt, im Zickzack den vielen Touris ausweichend, reichte es ganz knapp, um der Frau hinter dem Schalter der Klein Matterhorn Bahn vor ihrem Feierabend noch 4 Tickets und ein mürrisches "ihr seid aber spät dran" zu entlocken!
Von der Station "Trockener Steg" aus erreichten wir über aufgeweichte Firnfelder die Gandegghütte, wo wir nach grosser Teigwarenportion vom Kocher mit dem Feldstecher die Route durch die Breithorn Nordwand inspizierten und nach Spuren absuchten. Mhhh...draussen ist das Essen stets viel feiner als Zuhause, oberhalb der 3000müM-Grenze oder nach genügend anstrengender Tour läuft mir sogar beim Anblick blosser Teigwaren ohne Kochsalz das Wasser im Mund zusammen - alles ist eben relativ.


Unsere Schlafsäcke rollten wir unterhalb der Hütte aus, ganz unbeirrt der aufziehenden fetten dunkelgrauen Wolken am Himmel über uns. Wegen der Nässe haben wir den Boden mit dünnen Steinplatten belegt, den Wind sollten grosse aufgestellte Platten abhalten. Kaum war unsere Plattenlegeraktion beendet und von Bauingenieur Manu P-Eco zertifiziert, fielen auch schon die ersten Regentropfen, obwohl laut Wetterradar hier kein Niederschlag fallen sollte.
Wir erinnerten uns an den Namen der Gondelstation, "Trockener Steg", dort finden wir bestimmt ein trockenes Plätzchen unter irgend einem Vordach. Die 20 Minuten Wiederabstieg nahmen wir in Kauf für eine trockene Nacht, denn morgens um 1:45 durchnässt aus dem Schlafsack zu steigen und dann mehrere Stunden anstrengend unterwegs zu sein, ist nicht gerade das wahre.
Die Zügelaktion erwies sich als brandrichtig, regnete es doch die ganzen späten Abendstunden immer wieder. Und über dem italienischen Himmel spielte sich eine wahre Blitzlicht-Show ab, und zwar anhaltend von Mitternacht bis zu unseren ersten Schritten um 2:40 Uhr auf dem unteren Theodulgletscher.
Kaum die Steigeisen montiert, donnerte es 2x kurz und heftig. Nein, das war nicht das Gewitter, das war Eisschlag in der Breithorn Nordwand – unheimlich, das im Dunkeln zu hören, aber nicht zu sehen wo genau die riesigen Eismassen abbrechen. Nach Querung des unteren Theodulgletschers entschieden wir uns, anstelle der Traverse unterhalb einer Eisschlagzone, lieber gegen Norden auszuholen.
Über die erste Firnflanke (45°) mit einem zurzeit rechts noch sehr gut passierbaren Bergschrund stiegen wir auf einen Rücken, dort zeigte sich die Sonne erstmals schüchtern und erhob sich über die Bergkette am Horizont – wie schön!

 
Eine kurze einfache Felspassage und bisschen Firngestapfe später erreichten wir das Triftjiplateau. Nach Anseilen querten wir das Plateau in „Sprinttempo“ (Eisschlag, das Plateau war übersät mit kleinen und grossen Eisbrocken!) und retteten uns über den mittlerweile breiten Bergschrund (zurzeit ganz links, neben einem grossen Felsen, passierbar) in den eisschlaggeschützten Bereich. Nach dieser anstrengenden Aktion spürte ich meinen Puls selbst in den Ohren. Noch ein paar Höhenmeter gingen wir weiter, um einen Felszacken in der 55° Flanke legten wir das Seil drumherum, verpflegten unsere knurrenden Mägen und stiegen anschliessend unangeseilt weiter. In dieser 2. Firnflanke wurden wir durchwegs mit bestem Trittschnee verwöhnt, aber 1-2 Stunden später hätte ich in der NE-exponierten Flanke nicht mehr sein wollen, 10cm in der Tiefe war der Schnee wenig feucht und die Sonne schien uns mittlerweile in den Rücken.

Am Ende der 2. Firnflanke querten wir leicht nach rechts und erreichten so den Mixed-Teil der Route. Für mich war hier die Schlüsselstelle der Tour, wir fanden 5-15 cm bröseligen Schnee auf Eis vor. Das Gipfelfirnfeld war wiederum in bestem Zustand, auf dem Peak angekommen wurden wir von den zahlreichen Normalroutengänger willkommen geheissen und neugierig über die Route ausgefragt.


Nach einem 1stündigen gemütlichen Spaziergang über die Breithorn Normalroute runter zur Klein Matterhorn Bahn waren die Anstrengungen für uns zu Ende. Nach einer heissen Schoggi und letzten Blicken in die Nordwand von der Station Trockener Steg aus machten wir uns auf den Heimweg nach Bern zurück – mit eindrücklichen Erinnerungen und Genugtuung über den reibungslosen Sonntag nach dem Samstag voller schlechter Vorzeichen. Danke Manu, Katha und Adrian für das schöne Wochenende!

Montag, 8. Juli 2013

Mönch Nollenroute

Bereits in der Bahn auf die Grosse Scheidegg konnte ich unsern morgigen Plan, die Nollenroute auf den Mönch, in seiner ganzen Länge erblicken. Je nach Perspektive machte die Routensteilheit weniger oder mehr Eindruck. In der Frontalansicht scheint die Route abweisend steil und ausgesetzt, in der Profilansicht wie eine seichte 30°-Firnwanderung. Was wir am nächsten Tag frühmorgens antraffen, war etwas dazwischen. In der Literatur wird eine Steilheit von 60° für den Firn kurz unter der Eisnase, bis 80° für die Eisnase und eine Durchschnittssteilheit von 48° für den rund 250m langen Firnhang auf den Mönch NW-Grat angegeben.
Rote Linie = Mönch Nollenroute, li davon (nicht eingezeichnet) verläuft die Lauper-Route
Ein abwechslungsreiches Weglein führte von der Station Eismeer durch Schuttbänder, kleine Felsstufen und Schneefelder auf einen markanten Felsvorsprung, den Thron der Guggihütte. Eine härzige Hütte mit kleinem Schlafsaal, an Sommerwochenenden ist ein Clubmitglied vor Ort. Das Essen wird nicht per Helikopter angeflogen, sondern jede Seilschaft muss es selbst herauftragen und auf dem Holzofen kochen - eigentlich eine ganz gute Lösung für Hütten dieser Grösse, finde ich.
Zustieg zur Guggi-Hütte auf blauweiss-markiertem Weg

Die gemütliche Guggi-Hütte: Kochgelegenheit hat es, sei Menu muss jeder selber raufbuckeln

Wir waren neugierig, was uns morgens mit dem Nollen, der bekannten Eisnase, erwartet. So rekognoszierten wir noch vor dem Nachtessen die ganze Strecke bis aufs Mönchplateu, dort strahlte der Nollen in seinem schönsten eisigen Hellblau in der Abendsonne - und unsere Vorfreude auf den nächsten Morgen platzte beinahe aus ihren Nähten :-).
Um 3:30 machten wir uns im Stirnlampenlicht auf den Weg. Durch eine Flanke aus Felsbändern und viel Geröll stiegen wir teils Wegspuren, teils weglos auf zum Mönchplateau. Hier begann der Himmel im Osten bereits aufzuhellen - perfekt, denn genau bei Tagesanbruch wollten wir mit Schrauben und 50m Seil unter der Eisnase stehen.
Bereits unterhalb des Nollens steilt sich das Gelände auf

Das Nolleneis - heute eher brüchig, so dass uns die Vorsteiger ungewollt mit Eisbrocken bewarfen
Zwei weitere Seilschaften hatten denselben Plan und das Eis war brüchig, deshalb hat mein Helm jetzt ein kleines Loch und meine Oberschenkel ein paar blaue Flecken vom Eischlag. Mit einer 50m-Seillänge überwanden wir den steilen Teil der Eisnase. Die 2 anschliessenden Seillängen, bereits weniger steil, schraubten wir bei einer Unterlage aus Eis mit wenig pickelhart gefrorenem Firn drauf auch.
Im Übergang auf das Plateau unterhalb des steilen langen Gipfelhanges

So seicht und sanft er von weitem aussieht, den Gipfelhang habe ich weit anstrengender als den Rest der Tour empfunden!
Im Gipfelhang fanden wir zwar nicht schönen Trittschnee vor, jedoch griffen die Steigeisenzacken noch relativ gut. So veschwand das Seil nach der Eisnase für die weitere Tour im Rucksack. Wie sich die Tour bei Verhältnissen, welche das Schrauben der Flanken verlangen, in die Länge zieht, möchte ich nicht erleben!
Im neverending-Gipfelhang

Kurz vor dem Grat, nur noch wenige Gipfelhang-Meter trennen mich vom Panorama auf der anderen Seite
 
Mönchsgipfel  -  Jupi eine weitere Traumtour ist gelungen (man sollte den Tag ja zwar nicht vor dem Abend loben, der Abstieg über den SE-Grat steht uns noch bevor)
Auf dem Gipfel des Mönch froren wir in Daunen- und Gorejacke, beim Abstieg über den SE-Grat wünschten wir uns einen kalten Pool -  krass diese Temperaturunterschiede!
Im Abstieg über den SE-Grat des Mönchs - eine Wahsinnsaussicht!
Fazit: faszinierende Tour mit eindrücklichen Tiefblicken, in der nicht zu unterschätzenden Gipfelflanke habe ich mir bisschen dickere kräftigere Waden gewünscht;-)!